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4 unterschätzte Gefahren im Sommer und was Eltern tun können

28 July 2024

12 minutes

Hinweis: Dieser Text entstand in Kooperation mit 12minutes und wurde von Dr. med. Annalena Dehé verfasst. Sie entwickelte gemeinsam mit ihrem Mann, Dr. Lukas Dehé, einen Online Erste-Hilfe-Kurs mit Notfallübungspuppe.

Der Sommer ist da! Auch wenn dieser Sommer sehr wechselhaft ist, so zieht es uns doch sehr nach draußen! Parks, Seen und Spielplätze laden ein, Zeit außerhalb der eigenen vier Wände zu verbringen. Bienen und Wespen summen, und wir genießen die Zeit in der Sonne. Ein paar Hinweise möchten wir euch auf den Weg geben, damit ihr mit euren Kids die Zeit draußen sicher genießen könnt.

1. Bienenstich und Wespenstich

Im Sommer laufen wir oft barfuß über die Wiese. Als Erwachsene achten wir dabei instinktiv auf Hindernisse wie Steine, Äste oder auch Insekten wie Bienen und Wespen. Unsere Kinder hingegen sind noch nicht so aufmerksam und konzentrieren sich auf andere Dinge, während sie durch das Gras laufen.

Deshalb besteht für sie ein größeres Risiko, versehentlich auf eine Biene oder Wespe zu treten. Besonders im Freibad, wo süße Essensreste wie Kekse, Obst und Eiscreme auf dem Rasen liegen, kommt es häufiger zu solchen Vorfällen. Diese Stiche können für Kinder, die zum ersten Mal mit Insektengift in Kontakt kommen, besonders gefährlich sein und möglicherweise allergische Reaktionen auslösen.

Bienen- und Wespenstiche haben eines gemeinsam: Sie verursachen starke Schmerzen. Dennoch gibt es Unterschiede: Ein Bienenstich hinterlässt normalerweise den Stachel mit der Giftblase in der Haut, was die Biene tötet. Im Gegensatz dazu können Wespen ihren Stachel herausziehen und mehrfach stechen.

Sollte ein Stachel in der Haut stecken bleiben, ist es wichtig, diesen schnell zu entfernen, um die Entzündungsreaktion oder eine mögliche allergische Reaktion zu minimieren. Hierzu verwendet ihr am besten eine spitze Pinzette und Desinfektionsmittel. Desinfiziert zunächst die Einstichstelle und die Pinzettenspitze und lasst das Mittel etwa 15 Sekunden (oder je nach Anwenderhinweis) einwirken. Das Desinfektionsspray kühlt gleichzeitig angenehm.

Zieht den Stachel dann mit einer kurzen, gezielten Bewegung im 90-Grad-Winkel heraus, ohne die Giftblase zu berühren. Überprüft anschließend, ob keine Stachelreste mehr in der Haut verblieben sind, desinfiziert erneut und klebt ein Pflaster darauf.

Um Schmerz und Juckreiz zu lindern, könnt ihr die Einstichstelle mit einem Kühlpack kühlen. Bei stark juckenden Stichen ist es wichtig, darauf zu achten, dass sie nicht durch Kratzen infiziert werden. Schmutzige Finger und Fingernägel können beim Kratzen Keime in die Wunde einbringen und eine Entzündung verursachen.

Falls ihr gehört habt, man solle einen frischen Stich aussaugen, ist das falsch. Dadurch könnten Bakterien aus dem Mund in die Wunde gelangen und eine Infektion auslösen.

Zu Hause könnt ihr kühlendes Gel auf den Stich geben.

Unser Tipp zur Prävention von Bienen- und Wespenstichen: Im Sommer in der Wiese immer Schuhe tragen. Im Freibad können Badeschuhe sehr hilfreich sein. Damit können Eltern sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, da das Ausrutschrisiko auf den nassen Fliesen zusätzlich reduziert wird.

2. Hitzschlag und Sonnenbrand bei Kindern

Zeit in der Sonne zu verbringen ist ein echtes Vergnügen. Ob am Strand oder im Freibad, das Sonnenbaden, das Bauen von Sandburgen mit den Kindern und das Genießen eines herrlichen Sommertages schaffen unvergessliche Erinnerungen. Doch gerade an heißen Tagen und während mehrerer Sonnentage in Folge im Urlaub neigt man schnell dazu, nachlässig zu werden, was Ruhe- und Schattenzeiten sowie das regelmäßige Eincremen mit Sonnenschutz betrifft. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, alle zwei bis drei Stunden nachzucremen, um den Lichtschutz aufrechtzuerhalten und zu potenzieren. Denn wie der Name schon sagt, können wir die mögliche Aufenthaltsdauer in der Sonne erhöhen. Je höher der Lichtschutzfaktor (LSF), desto länger können unsere Kinder in der Sonne spielen – vorausgesetzt, die Sonnencreme wird korrekt und regelmäßig aufgetragen.

Unsere Tipps zum Sonnenbrand bei Kindern: Direkte Sonne meiden: Besonders im Sommer ist es ratsam, die direkte Sonne zu meiden. Sucht immer Schatten auf, sei es im Freibad, im Park oder am Strand. Ein Sonnenschirm oder ein schattiger Platz unter einem Baum kann Wunder wirken.

Hochwertigen Sonnenschutz wählen: Wählt eine gut verträgliche Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor, idealerweise LSF 50. Dieser bietet den bestmöglichen Schutz für die empfindliche Haut eurer Kinder.

Regelmäßig nachcremen: Tragt die Sonnencreme alle zwei bis drei Stunden sowie nach jedem Schwimmen oder Planschen erneut auf. Nur so bleibt der Schutz wirksam und konstant.

UV-Spitzenzeiten meiden: Zwischen 11 und 15 Uhr ist die UV-Strahlung am stärksten. Plant eure Aktivitäten so, dass ihr während dieser Zeit möglichst im Schatten bleibt oder Indoor-Aktivitäten nachgeht.

UV-Schutzkleidung nutzen: Zusätzlich zur Sonnencreme ist UV-Schutzkleidung eine hervorragende Wahl. Diese spezielle Kleidung bietet extra Schutz vor den schädlichen UV-Strahlen, selbst im Wasser, wo die Reflexion der Wasseroberfläche die UV-Strahlung erhöhen kann.

3. Platzwunden

Die schönste Abkühlung im Sommer ist der Sprung ins Wasser - ob im Freibad, im Planschbecken oder ins Meer! Leider ist die Gefahr von Ertrinkungsunfällen immer präsent. Daher ist es entscheidend, dass ihr eure Kinder niemals unbeaufsichtigt ans oder ins Wasser lasst – selbst größere Kinder, die längst aus dem Kleinkindalter herausgewachsen sind, brauchen ständige Aufsicht.

Neben der Ertrinkungsgefahr gibt es eine weitere, oft unterschätzte Gefahr: Stürze auf den nassen und glatten Fliesen rund um das Schwimmbecken. Ein Sturz mit Kopfanprall kann schwerwiegende Verletzungen wie Kopfplatzwunden zur Folge haben, die sofortige ärztliche Versorgung erfordern kann.

Was tun bei einem Sturz mit Kopfanprall?

Wenn euer Kind ohne akut versorgungsbedürftige Wunde gestürzt ist, solltet ihr es für die nächsten 12 Stunden regelmäßig auf neurologische Symptome untersuchen. Dazu zählen z.B.:

  • Erbrechen

  • Verwaschene Sprache

  • Pupillenveränderungen (auch z.B. unterschiedlich große Pupillen)

  • Veränderte motorische Fähigkeiten

  • Wesensveränderung

  • Schrilles Schreien

Falls euer Kind zusätzlich eine Wunde hat oder der Unfall am Nachmittag passiert ist, empfehlen wir eine Vorstellung im Krankenhaus. Dort kann die Wunde professionell versorgt werden. In der Notaufnahme werden Wunden bei Kindern häufig mit Fibrinkleber versorgt, was den Vorteil hat, dass keine Fäden gezogen werden müssen und das Risiko einer Wundinfektion deutlich reduziert ist.

Zusätzlich zur Wundversorgung ist die Überwachung des Kindes nach einem Kopfanprall wichtig, um ein mögliches Schädel-Hirn-Trauma zu erkennen. Diese Überwachung ist nachts zuhause im Schlaf kaum möglich, weshalb bei Verdacht auf ernsthafte Verletzungen immer ein Krankenhaus aufgesucht werden sollte. Schädelknochenfrakturen können leicht übersehen werden und zu Spätschäden führen.

Unsere Tipps bei Verletzungen wie Kopfplatzwunden: Kinder niemals unbeaufsichtigt lassen: Ob im Freibad oder im Planschbecken – Kinder sollten nie ohne Aufsicht ins Wasser. Sturzgefahr ernst nehmen: Auf nassen und glatten Fliesen besteht erhöhte Rutschgefahr. Achtet darauf, dass eure Kinder vorsichtig sind. Neurologische Symptome beobachten: Nach einem Sturz mit Kopfanprall sollten Kinder mindestens 12 Stunden lang auf Symptome wie Erbrechen oder Wesensveränderungen beobachtet werden. Professionelle Wundversorgung: Bei offenen Wunden oder Unfällen am Nachmittag sollte immer ein Krankenhaus aufgesucht werden.

4. Sturzgefahren durch offene Fenster/Balkontüren

Die Sommer werden von Jahr zu Jahr heißer, und irgendwann dringt die Hitze auch in unsere Wohn- und Schlafräume. Um für etwas Abkühlung zu sorgen, bleibt oft nur die Möglichkeit, die Fenster über Nacht weit offen zu lassen. Doch die Abkühlung hat eine nicht zu unterschätzende Gefahr: Dass wir Vergessen, Fenster oder Balkontüren wieder zu schließen.

Um solche tragischen Unfälle zu vermeiden, haben wir einige wertvolle Tipps für euch:

Sichert die Fenster und Balkontüren: Eine zusätzliche Insektenschutzgittertür, die abschließbar ist, kann Wunder wirken. Diese ermöglicht den nötigen Luftaustausch und sorgt für Abkühlung, hält jedoch lästige Stechmücken draußen und bietet gleichzeitig einen zusätzlichen Schutz für eure Kinder. Besonders im Kinderzimmer sollten Fenster mit speziellen Sicherungen ausgestattet sein, damit die Fenster nicht vollständig geöffnet werden können.

Erklärt die Gefahren: Sprecht mit Euren Kindern über die Gefahren offener Fenster und Balkontüren und definiert klare Regeln und schafft so das Bewusstsein für Risiken.

Regelmäßige Kontrollen: Überprüft abends vor dem Schlafengehen und morgens nach dem Aufwachen, ob alle Fenster und Balkontüren gesichert sind. Eine kurze Routine kann Leben retten.

Niemals Möbel unter Fenster stellen: Kinder nutzen Möbel wie Betten oder Stühle als Aufstiegshilfen. Stellt sicher, dass solche Möbelstücke nicht direkt unter Fenstern platziert sind, um das Klettern zu verhindern.

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